Vom Philosophiestudent zum Kioskbesitzer – Lerne Hayri und die Geschichte hinter seiner Trinkhalle kennen!
Ich bin Hayri Nagili, 33 Jahre alt, wohne in Bochum Ehrenfeld und bin seit zwei Jahren Kioskbetreiber vom Kiosk „Zum Philosophen“.
Ich war davor im Referendariat mit den Fächern Geschichte, Philosophie am Gymnasium. Dort lief es leider nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Genau dann haben wir per Zufall erfahren, dass jemand hier direkt in der Straße, wo wir wohnen, den Kiosk abgeben möchte. Dann hatte ich eine Vision, ging beim Spazieren dort vorbei und dachte: „Ach komm, aus dem Laden kann man noch was Schönes machen, mit mehr Kulturprogramm zum Beispiel“. Dann haben wir den Laden vor zwei Jahren übernommen und seitdem hat sich einiges getan.
Die Besonderheiten bei uns sind einmal der Name „Zum Philosophen“, das sieht man nicht so oft. Das Spezielle ist auch, dass wir sehr eng mit der Nachbarschaft verknüpft sind. Das heißt, dass wir mit dem hiesigen Verein zusammenarbeiten, wenn es um Spendenaktionen geht, zum Beispiel in der Corona-Zeit. Dann haben wir unser Kunstprojekt ins Leben gerufen – „Kunst am Kiosk“. Dort hatten wir jeden Monat eine Ausstellung mit lokalen Künstlern am Laden. Dann natürlich unsere Tafel, die hier sehr bekannt geworden ist, mit der „Weisheit der Woche“ und dem „Bier der Woche“. Unser Anliegen war es, die Philosophie auf die Straße zu bringen. Leute zum Nachdenken zu bringen, dass sie mal anhalten und schauen, was es diese Woche für eine Weisheit gibt. Dazu gibt es dann unser „Bier der Woche“, sodass man zum Philosophieren eine Spezialität aus aller Welt hat. Also Dinge, die man im Alltag nicht sieht, um auch seinen Bierhorizont zu erweitern.
Da tue ich mich sehr schwer. Ich oder das Team versuchen sehr oft Weisheiten anzuschreiben, die nicht so einfach abgehakt werden können, bei denen man sagt ja, „da stimme ich zu, das ist genau so“, sondern die auch ein bisschen provokativ sein sollen, die zum Nachdenken anregen sollen, am besten zu aktuellen Themen.
Man ist Ansprechpartner und hört einiges aus dem Viertel. Wir haben natürlich ein Kiosk-Geheimnis und erzählen nichts weiter. Aber wir bekommen mit, was die Menschen hier gerade bewegt und mit welchen Themen sie sich beschäftigen. Manchmal ist man auch Seelsorger – Man führt lustige Gespräche und manchmal auch traurige Gespräche. Aber die Vielfalt macht es aus!
Darüber haben wir uns natürlich riesig gefreut. Wir wollten ja auch letztes Jahr schon dabei sein, aber da ist ja leider coronabedingt ausgefallen. Wir freuen uns auf das Programm. Wir wissen ja selber noch nicht, was da auf uns zukommt. Aber ich denke mal, dass hier sehr viele Leute dabei sein werden, um diesen Tag gebührend zu feiern.
Bochum ist einerseits kulturell sehr breitgefächert, also es gibt sehr viele verschiedene Kulturen. Die Historie, dass wir Mittelpunkt im Ruhrgebiet sind. Das Ehrenfeld repräsentiert das auch. Denn hier ist halt das Leben gerade.
Also für Bochum natürlich der VfL Bochum und auch das Bergbau-Museum ist sehr bekannt. Das Bermuda3eck ist einzigartig im Ruhrgebiet. Da muss jeder mal einmal gewesen sein, um mit den Kolleginnen und Kollegen zu trinken. Also es gibt viele Ecken, viele Insider Tipps. Man muss einfach mal durch die Gegend laufen und dann findet man schon schöne Ecken. Sich einfach treiben lassen.
Hilfsbereit, nett und kreativ.
Alle Fotos © Per Appelgren
Hunscheidtstraße 61
44789 Bochum
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